Weitere vorromanische Bauwerke
Einführung und Karte
Neben den zum Welterbe erklärten vorromanischen Bauwerken müssen zehn weitere vorromanische Bauten religiöser und ziviler Natur sowie eine wachsende Zahl plastischer und architektonischer Elemente und von Inschriften, die über ganz Asturien verstreut sind, erläutert werden.
Durch den Fortschritt in der archäologischen Forschung und in der Kunstgeschichte wird die Liste der Kirchen vorromanischen Ursprungs immer länger, ebenso wie die Zahl plastischer und architektonischer Elemente und von Inschriften, von denen bereits über einhundert erfasst wurden. Sie alle zeugen von der Vitalität der vorromanischen Kunst in Asturien.
WEITERE INFOS
- Kapelle Santa Cruz, Cangas de Onís
- Kirche Santianes de Pravia, Pravia
- Kirche Santa María de Bendones, Oviedo
- Kirche San Pedro de Nora, Las Regueras
- Kirche Santiago de Gobiendes, Colunga
- Kirche Santo Adriano de Tuñón, Santo Adriano
- Kirche San Martín de Salas, Salas
- Kirche Santa María de Arbazal, Villaviciosa
- Kirche San Andrés de Bedriñana, Villaviciosa
- Alter Turm der Kathedrale San Salvador in Oviedo
Kapelle Santa Cruz, Cangas de Onís
Cangas de Onís (Ostasturien)
8. Jahrhundert
Diese Kirche wurde von König Fafila, Sohn des Pelayo, und seiner Frau Froiluba erbaut und am 27. Oktober 737 durch den Priester Asterio dem Heiligen Kreuz geweiht.
Es handelt sich um ein bescheidenes Gebäude, das sich an den Bauten in der Umgebung orientiert. Auch wenn diese Kirche kein Beispiel für die asturische vorromanische Architektur im eigentlichen Sinne ist, hat sie jedoch als erste Kirche unter königlichem Patronat im neuen Königreich Asturien und in dessen erster Hauptstadt Cangas de Onís Maßstäbe gesetzt.
Sie wird in den Asturische Chroniken in der um 885 verfassten Version ‚Rotense’ erwähnt, in der es heißt, dass Fafila „ein bewundernswertes Werk, eine Basilika zu Ehren des Heiligen Kreuzes erbaut hat“.
Weitere Infos
Der Überlieferung nach wurde hier das Kreuz aus Eichenholz aufbewahrt, das Pelayo während der Schlacht von Covadonga trug und das dann im Jahr 908 von König Alfons III. dem Großen in der Burganlage von Gauzón mit Goldplatten und Edelsteinen verziert und als Siegeskreuz zum Wahrzeichen des Fürstentums Asturien wurde.
Die Kirche steht auf einem Hügel, der ein christianisiertes Megalithmonument beherbergte. Diese ehemals heidnische Kultstätte ist in ganz Asturien bekannt.
Die ursprüngliche Kapelle wurde im Laufe der Jahrhunderte mehrfach umgebaut, 1663 wurde sie umfassend restauriert und während des spanischen Bürgerkriegs (1936-1939) vollständig zerstört. Die heutige Kapelle wurde 1950 von den Architekten Emilio Antonio González-Capitel und Luis Menéndez-Pidal y Álvarez in Zusammenarbeit mit dem Bildhauer Gerardo Zaragoza neu errichtet.
Am interessantesten ist der Gründungsstein der Kirche, einer der bekanntesten aus dem Mittelalter. Leider ging er durch die Zerstörung der Kirche im spanischen Bürgerkrieg verloren, aber seine Existenz ist aus dem 16. Jahrhundert belegt, da die Inschrift von Ambrosio de Morales abgeschrieben wurde, laut dessen Aussage sich der Stein über dem Bogen der Kapelle befand. Dieser Text ist dank einer Abschrift von Roberto Frasinelli für die ‚Comisión Provincial de Monumentos Históricos y Artísticos de la Provincia de Oviedo‘ (Denkmalkommission der Provinz Oviedo) aus dem Jahr 1844 erhalten:
„Auf göttliches Geheiß ist dieses heilige Gebäude wieder auferstanden; diese kleine Kirche, geschmückt mit den Gaben der Gläubigen, erstrahlt deutlich vor den heiligen Blicken und zeigt bildlich das Zeichen des Heiligen Kreuzes. Möge Christus diese geweihte Halle unter der Trophäe des Kreuzes wohlgefällig sein, die der Diener Fafila in eifrigem Glauben mit seiner Frau Froiliuba und seinen Kindern gegründet hat, denen Christus durch deine Gaben alle deine Gnade erweist, und ihnen nach dem Lauf dieses Lebens großzügige Barmherzigkeit verschafft. Hier wurden durch den Priester Asterio die Altäre für Christus geweiht, am 300. Tag des Jahres, im sechsten Zeitalter des Jahrhunderts, in der Ära 775 (27. Oktober 737)“. (Übersetzung ins Spanische: César García de Castro, Übersetzung aus dem Spanischen: Zesauro Traducciones).
Kirche Santianes de Pravia
Pravia (Zentralasturien)
8. Jahrhundert
Die Kirche von Santianes wurde den Heiligen Johannes (Apostel und Evangelist), Petrus, Paulus und Andreas gewidmet und vermutlich von König Silo und seiner Frau Adosinda am zweiten Hof des Königreichs Asturien in Pravia zwischen 774 und 783 errichtet.
Laut der ‚Crónica Albeldense‘, die im Jahr 883 fertiggestellt wurde, richtete Silo seinen Hof in Pravia ein, auf dem Gebiet des römischen Flavium Avia, dass auf Grund seiner strategischen Lage in römischer Zeit ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt war.
Der Sakralbau sollte als Palastkirche und königliches Pantheon dienen und neben dem Palast des Königs errichtet werden. Nach dem Tod von König Silo im Jahr 774 wurden sowohl der Palast als auch die Kirche zu einer Klosterresidenz, in die sich Königin Adosinda am 26. November 785 in Anwesenheit von Beatus von Liébana, Etherius von Osma und Bischof Fidel zurückzog.
Weitere Infos
Laut der Chronik von Alfons III. aus dem Jahr 905 wurde Silo im Portikus der Kirche von Santianes beigesetzt, wodurch der Sakralbau im Einklang mit der mozarabischen Tradition zu einem königlichen Pantheon wurde.
Der ursprüngliche Zustand der Kirche ist dank der Beschreibungen verschiedener Autoren bekannt. Hierzu zählen Ambrosio de Morales (1513-1591), Tirso de Avilés (1516-1599) und Luis Alfonso de Carvallo (1570-1630). Letzterer liefert eine äußerst detaillierte und daher besonders interessante Beschreibung der Kirche:
„Diese Kirche ist bis heute in der gleichen Gestaltung, Art und Weise erhalten, wie sie damals gebaut wurde; und obwohl sie sehr klein ist, hat sie eine Hauptapsis, zwei Seitenapsiden, eine Vierung und drei Schiffe, alle mit Bögen und Quaderpfeilern, alles in Proportionen und Entsprechungen. Ich bemerkte auch etwas anderes Althergebrachtes in dieser Kirche, und zwar, dass der Hauptaltar in der Mitte der Apsis ist, so dass man auf allen Seiten um ihn herumgehen kann, denn alle Altäre wurden in jenen Zeiten auf diese Weise gemacht; und in der Kapelle des Keuschen Königs gibt es einen anderen Altar in dieser Form, in einer der Seitenkapellen; und einen anderen in der Kirche von Santullano, neben der Stadto Oviedo, und in anderen alten Kirchen“.
Im Jahr 1637 wurde die ursprüngliche vorromanische Struktur anlässlich des Baus einer Grabstätte für die Familie Salas in der Kirche verändert.
Bei diesen Arbeiten wurde die Hauptapsis zum Teil abgerissen und vergrößert, der bekannte Labyrinthstein von Silo mit dem Akrostichon ‚Silo princeps fecit‘ und der Grundstein der Kirche wurden abgebrochen und in Fragmenten verteilt.
Im Laufe des 19. Jahrhunderts wurde die Kirche mehrmals umgebaut: Laut Fortunato de Selgas wurde 1836 das Querschiff restauriert, und 1868 wurden die Vorhalle und damit auch die königlichen Gräber entfernt, während die heutige Tribune auf spätere Restaurierungsarbeiten zurückgeht.
Im Jahr 1894 wurden bedeutende architektonische Überreste der ursprünglichen Kirche aus dem 8. Jahrhundert entdeckt: ein Pilaster, wahrscheinlich das Altarpodest, und zwei mit verschiedenen Blumenmotiven und geometrischen Figuren verzierte Chorschranken, die sich heute in der Selgas-Fagalde Stiftung im Palast von El Pito in Cudillero befinden.
Bei Ausgrabungen und Restaurierungsarbeiten, die ab 1975 unter der Leitung des Architekten José Menéndez-Pidal y Álvarez durchgeführt wurden, kamen architektonische Strukturen und bedeutende dekorative Überreste zum Vorschein. Besonders interessant ist das nach Süden orientierte Taufbecken am Fuß des Kirchenschiffs. Es wurde in einen Sandsteinblock gehauen und ist möglicherweise älter als die Kirche selbst.
Im Laufe der Jahrhunderte wurden bedeutende vorromanische Reste von Skulpturen geborgen. Die Sammlung mit insgesamt 182 Fundstücken kann in der Kirche betrachtet werden.
Vierzehn dieser Stücke, darunter die Gründungsinschrift der Kirche und der Labyrinthstein von König Silo, wurden vom Erzbistum Oviedo an die Gemeinde Pravia zur Aufbewahrung im Vorromanisches Museum in Santianes entliehen. Dieses Museum befindet sich im alten Pfarrhaus, das Eigentum der Gemeinde ist und von der Valdés Salas Stiftung verwaltet wird.
Die Kirche San Juan Apóstol y Evangelista in Santianes (Pravia) wird heute noch als Pfarrkirche genutzt.
Kirche Santa María de Bendones
Oviedo (Zentralasturien)
9. Jahrhundert
Sie befindet sich im Gemeindebezirk Oviedo, in etwa fünf Kilometer Entfernung von der Hauptstadt Asturiens. Im Jahr 1936 wurde sie erst niedergebrannt und dann abgerissen. 1954 stieß Joaquín Manzanares auf die Überreste, woraufhin sie unter Leitung des Architekten Luis Menéndez Pidal y Álvarez 1958 wieder aufgebaut wurde.
Die Kirche wird der Zeit von Alfons II. (791-842) zugeschrieben und in den frühmittelalterlichen Chroniken des 10. Jahrhunderts erwähnt. Der Anlass war eine Schenkung von König Alfons III. dem Großen und seiner Frau Jimena an die Kathedrale El Salvador in Oviedo vom 20. Januar 905. Der Originaltext ist zwar nicht erhalten, es gibt jedoch eine von Bischof Pelayo angefertigte Abschrift in dem um 1129 datierten Liber Testamentorum, in dem es ausdrücklich heißt, dass König Alfons III. der Große und seine Frau Jimena „…iuxta Ouetum uillam Uendones cum Ecclesia Sancte Marie“ stiften.
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Der einschiffige Grundriss weist deutliche Ähnlichkeiten mit dem der Kirche San Julián de los Prados auf. Die dreiteilige Apsis öffnet sich nach Osten und ist in der Hauptapsis mit einem Gewölbe und in den Seitenapsiden mit einem Holzdach versehen. Die drei Chapellen weisen an ihrer Ostwand modern gestaltete Transennen auf und sind durch Rundbögen aus Backstein mit dem Kirchenschiff verbunden.
Für den Lichteinfall in das einschiffige Gebäude sorgen große Zwillingsfenster in allen vier Wänden. An der Nord- und Südseite befinden sich zwei rechteckige Räume mit Holzdecke, der mittlere der drei Räume an der Westseite dient als Vorhalle.
Im oberen Teil der Mittelaspsis befindet sich eine verborgene Kammer, die nur von außen über ein Drillingsfenster erreicht werden kann, dass oberhalb von einem kleinen Sims – ein typischer mozarabischer Alfiz aus dem 10. Jahrhundert – umrahmt wird. Diese für die vorromanische Architektur charakteristische verborgene Kammer war im Moment des Wiederaufbaus vollständig eingestürzt.
In der südlichen Kapelle der Kirche befindet sich der ursprüngliche Altartisch, der als der zweitälteste vorromanische Altar nach dem in der Kirche San Juan Apóstol y Evangelista in Santianes in Pravia gilt.
In der Kirche wurden zwei dekorative Fragmente gefunden, die zu der ursprünglichen Tafel der Chorschranke in der Hauptapsis und den Seitenchapellen gehörten und die als Trennelement zwischen dem Chor bzw. dem Altarraum und dem Raum für die Gläubigen dienten. Das dekorative Motiv ist ein stilisierter Strauch mit kleinen Blättern und Blumen, während die Rückseite einen verschlungenen Stamm und herzförmige Follikel zusammen mit stilisierten Blättern zeigt. Diese Dekoration ähnelt den wiederverwendeten Tafeln der Chorschranke in der Kirche Santa Cristina de Lena, die aus der zweiten Hälfte des 7. Jahrhunderts stammt.
Diese beiden Fragmente der Chorschrankentafeln werden seit der ersten Restauriengsaktion unter der Leitung von Luis Menéndez-Pidal y Álvarez von 1958 bis 1961 im Archäologische Museum von Asturien aufbewahrt.
Im Hauptaltarraum befindet sich ein Fragment eines Gemäldes, das einen perspektivisch gezeichneten Kragstein darstellt. In der Südapsis gibt es weitere gemalte Elemente, etwa eine Vase mit Girlanden im Eingangsbogen der Kapelle.
An der Südfassade befindet sich ein freistehender Turm, der von Luis Menéndez Pidal auf Überresten aus dem 12. Jahrhundert wiedererichtet wurde. Dies war wahrscheinlich der Glockenturm der Kirche.
Santa María de Bendones wird heute noch als Pfarrkirche genutzt
Bendones, Oviedo.
Kirche San Pedro de Nora
Las Regueras (Zentralasturien)
9. Jahrhundert
Diese Kirche befindet sich zwölf Kilometer von der Oviedo entfernt in der Gemeinde Las Regueras, am Ufer des Nora Flusses in der Nähe des Zusammenflusses mit dem Nalón Fluss.
San Pedro de Nora wurde während der Herrschaft von Alfons II. dem Keuschen (791-842) erbaut und weist Ähnlichkeiten mit anderen Sakralbauten aus dieser Zeit wie San Julián de los Prados/Santullano und Santa María de Bendones auf.
Weitere Infos
Die Kirche San Pedro de Nora wird in den mittelalterlichen Chroniken erst im 10. Jahrhundert erwähnt, und zwar in der umfangreichen Schenkung von König Alfons III. dem Großen und seiner Frau Jimena an die Kathedrale El Salvador in Oviedo vom 20. Januar 905. Diese Schenkung wird im 12. Jahrhundert von Bischof Pelayo im Liber Testamentorum um 1129 bestätigt: „…ecclesiam Sancti Petri de Nora cum suis adiacenciis“.
Die Kirche weist den Grundriss einer Basilika mit drei Schiffen auf, die von auf quadratischen Säulen ruhenden Bögen unterteilt werden und mit einem Holzdach bedeckt sind. Der Lichteinfall erfolgt über hochgelegene viereckige Fenster mit Transennen. Die tunnelgewölbte dreigeteilte Apsis wird an der Stirnwand jeweils durch ein Fenster mit Transenne beleuchtet.
An der Ostwand der Hauptkapelle befindet sich eine kleine Ädikula (bzw. Tabernakel), die für andere asturische Kirchen wie San Julián de los Prados, San Salvador de Valdediós oder die Krypta von Santa Leocadia in der Cámara Santa der Kathedrale von Oviedo charakteristisch ist.
Die Kirche verfügte über zwei Anbauten an der Süd- und Nordfassade, deren Lage für die asturische Architektur typisch ist. Dies gilt auch für den Raum über der Hauptapsis, der nur von außen über ein Drillingsfenster mit halbkreisförmigen, auf zwei Säulen ruhenden Bögen zugänglich ist, die aus Ziegel gemauert sind.
Während des Mittelalters fanden im 12. bis 13. Jahrhundert bedeutende Veränderungen statt, wie z. B. die Öffnung der Durchgänge zwischen Seitenapsiden und Hauptapsis.
Am Fuße der Kirche befindet sich die Vorhalle, die durch einen Rundbogen betreten wird. Eine Tür mit Türsturz führt in das Innere der Kirche.
San Pedro de Nora wurde während des spanischen Bürgerkriegs zerstört. 1935 erfolgte ein erster maßgeblicher Wiederaufbau durch den Architekten Alejandro Ferrant, der zwischen 1940 und 1970 von seinem Kollegen Luis Menéndez-Pidal y Álvarez fortgesetzt wurde. Auf Initiative des letztgenannten wurde neben der Kirche ein Glockenturm errichtet. Standort und Gestaltung sind nicht historisch gesichert, sondern gehen auf eine freie Interpretation des Architekten zurück.
San Pedro de Nora wird auch heute noch als Pfarrkirche genutzt.
San Pedro de Nora 33119. San Pedru Nora
Parroquia: +(34) 985 784 256
Kirche Santiago de Gobiendes
Colunga (Ostasturien)
9. Jahrhundert
Die in Colunga gelegene Kirche stammt aus der gleichen Zeit wie die Kirche San Salvador in Priesca und ist ebenfalls eines der wenigen Beispiele für einen Sakralbau, der nicht von einem der Könige Asturiens in Auftrag gegeben wurde.
Die Weihung der Kirche war bis ins 10. Jahrhundert weder urkundlich noch durch Inschriften dokumentiert, aber am 8. August 921 wird sie in einer Schenkung von König Ordoño II. an die Kathedrale El Salvador in Oviedo zum ersten Mal erwähnt. Eine von Bischof Pelayo um das Jahr 1129 angefertigte Abschrift dieser Schenkung befindet sich im Liber Testamentorum; darin
Weitere Infos
wird über die Lage gesagt: … „in territorio Colunga Monasterium Sancti Iacobi apostoli de Gaudentes per suos terminos ab omni integritate“.
Architektonisch gesehen weist die Kirche formale Ähnlichkeiten mit sSan Julián de los Prado auf. Es handelt sich um eine mit einem Holzdach versehene dreischiffige Basilika mit Rundbögen, die von quadratischen Säulen und Kapitellen gestützt werden. Der dreiteilige Chor besteht weiterhin aus gewölbten Apsiden, die ursprünglich mit Fresken bemalt waren.
Im Jahr 1853 wurde bei einem grundlegenden Umbau die Fläche der Apsis vergrößert. Bei diesem Umbau wurde die Abschlussmauer der Stirnwand abgerissen, wodurch die Blendarkaden der Mittelapsis und das Sanktuarium (bzw. Tabernakel) mit dem in die Wand eingelassenen, für Kirchen in Asturien typischen Reliquienschrein verschwanden.
Im Pfarrhaus sind acht Stücke aus der ursprünglichen Kirche zu bewundern – die Kapitelle der Blendarkaden der Hauptapsis, Überreste des Umbaus von 1853. Es handelt sich um eine verkleinerte Reproduktion der Serie von vier Kapitellen der Blendarkaden des Mittelschiffs, wobei eines dieser Kapitelle eine neuartige Verzierung mit Pflanzen und damit eine Ähnlichkeit mit der Kirche San Miguel de Lillo aufweist.
Von 1983 bis 1988 wurde die Kirche unter der Leitung des Architekten Magín Berenguer Díez umfassend restauriert. Dabei wurden das ursprüngliche Volumen des Hauptschiffs wiederhergestellt, die früheren Fenster eingesetzt und das hölzerne Giebeldach auf Originalhöhe gesetzt. Ebenso wurde die ursprüngliche Bodenhöhe wiederhergestellt, auch wenn dabei auf den Originalboden aus Opus signinum verzichtet werden musste.
Ergänzend hierzu erfolgte ein archäologischer Eingriff seitens des Kanonikers und Archäologen Emilio Olávarri Goicoechea, bei dem ein Teil des ursprünglichen Altarblocks in der Hauptapsis sowie die Abschlussmauer der ursprünglichen Fassade der Kirche wiederhergestellt wurden. Im Zuge dieser Arbeiten wurden auch mehrere mittelalterliche Begräbnisstätten im Kircheninneren dokumentiert.
Santiago de Gobiendes wird auch heute noch als Pfarrkirche genutzt.
Kirche Santo Adriano de Tuñón
Santo Adriano (Zentralasturien)
891 geweiht
Die in der Gemeinde Santo Adriano gelegene Kirche gehörte einst zu einem von König Alfons III. und seiner Frau Jimena (866-910) gestifteten Klosters. Die Kirche wurde den Märtyrerheiligen Adrian und seiner Frau Nathalia gewidmet und laut einer Gründungsurkunde aus dem Jahr 891, die im Kapitelarchiv der Kathedrale von Oviedo aufbewahrt wird, von den Bischöfen von Oviedo, Iria Flavia, Coimbra und Astorga geweiht.
Im Jahr 1108 wurde die Kirche zum ersten Mal renoviert, wovon eine Steininschrift zwischen zwei Bögen im südlichen Bogengang zeugt, die darauf hinweist, dass die Kirche von Abt Eulalio und dem Bischof von Oviedo Don Pelayo neu geweiht wurde. Eine weitere Inschrift ist ebenfalls erhalten geblieben, es handelt sich um eine Synthese der ersten Inschrift aus dem 17. Jahrhundert.
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Die Kirche weist den klassischen Grundriss einer Basilika mit drei Schiffen auf, die durch Rundbogenarkaden getrennt sind. Diese Bögen liegen auf zwei Pfeilern auf, die weder Basen noch Kämpfer aufweisen.
Im östlichen Teil befindet sich der Chor mit drei rechteckigen tonnengewölbten Apsiden. An der Süd- und Nordfassade gab es zwei Anbauten, von denen nur der südliche erhalten geblieben ist.
Die plastische Gestaltung der Hauptkapelle beschränkt sich auf die beiden Säulen des Zugangsbogens zur Mittelapsis, deren klassische Kapitelle aus dem 4. und 5. Jahrhundert stammen.
An der Außenseite des Chors und über der Hauptkapelle befindet sich die für vorromanische Zeit typische verborgene Kammer, ein Raum, der nur von außen durch ein Zwillingsfenster mit gemauerten Rundbögen und einem zentralen Pfeiler zugänglich ist.
Im 17. und 18. Jahrhundert erfolgte ein umfassender Umbau, wobei das Kirchenschiff in Richtung Eingang verlängert wurde und die Hauptfassade mit Glockengiebel hinzugefügt wurde.
Von 1949 bis 1951 wurde die Kirche vom Architekten Luis Menéndez Pidal y Álvarez restauriert, wobei in der Hauptapsis Reste der ursprünglichen Wandmalereien entdeckt wurden. Im Jahr 1986 wurde die Kirche von den Architekten Miguel Ángel García Pola, Carlos Ignacio Marqués und Jesús Palacios erneut restauriert.
Von 2008 bis 2015 führte das regionale Ministerium für Bildung und Kultur neue Restaurierungsarbeiten und umfangreiche Maßnahmen zur Beseitigung der Feuchtigkeit in den mit Malereien verzierten Wänden durch. Hierbei konnte das spanische Institut für Kulturerbe, das dem spanischen Ministerium für Bildung, Kultur und Sport unterstellt ist, die vorromanischen Wandmalereien aus dem 9. Jahrhundert in der Mittelapsis konsolidieren und restaurieren.
Ihre singuläre Ikonographie besteht aus Pflanzenverzierungen, konzentrischen Kreisen und Zinnenfriesen, in der Mitte der Stirnwand werden eine strahlende Sonne und der Mond dargestellt, an den Seitenwänden Prozessionskreuze. Obwohl die Farbpalette begrenzt ist, ist der Rückgriff auf andalusisches Repertoire in der vorromanischen Kunst Asturiens einzigartig: die Darstellung von als Fries verteilten Zinnen ist von islamischer Architektur inspiriert; sie findet ihren plastischen Vorläufer in der Kirche San Salvador de Valdediós.
Insgesamt handelt es sich um eine großartige Darstellung mit einer klaren Symbolik, die auf das himmlische Jerusalem aus der Apokalypse verweist und Parallelen zu den Miniaturen des Beatus von Liébana aufweist. Gott, im näheren Sinne das göttliche Wort, wird als die neue Sonne betrachtet. Christus, der als Offenbarung des Vaters gegenüber der Welt betrachtet wird, repräsentiert nach den Worten von Isidor von Sevilla den Osten, also die Sonne, die den Mond beleuchtet, der wiederum seine Kirche symbolisiert.
Santo Adriano de Tuñón wird heute noch als Pfarrkirche genutzt.
Kirche San Martín Salas
San Martín (Zentralasturien)
8. und 9. Jahrhundert
Die Kirche San Martín befindet sich einen Kilometer von einem Ort namens Salas entfernt, in der Nähe des Nonaya Flusses.
Sie diente bis 1896 als Pfarrkirche. Daraufhin wurde beschlossen, die Messfeiern in die Stiftskirche Santa María la Mayor in Salas zu verlegen, wobei Allerseelen weiterhin in San Martín gefeiert werden sollte.
Diese Kirche wird zum ersten Mal 896 urkundlich erwähnt, als Gonzalo, Sohn des Alfons III. des Großen und der Königin Jimena, der Kirche in Oviedo mehrere Orte und Kirchen in Asturien schenkte. Diese Urkunde ist in einer Abschrift aus dem 12. Jahrhundert überliefert, die im Scriptorium des Bischofs Pelayo angefertigt und im gegen 1129 entstandenen Liber Testamentorum erhalten wurde.
Weitere Infos
Die ursprüngliche Kirche wurde wahrscheinlich zwischen dem 8. und 9. Jahrhundert erbaut, aufgrund ihres fortschreitenden Verfalls wieder aufgebaut und am 12. Oktober 951 geweiht. Treibende Kraft hinter dem Wiederaufbau war ein Priester namens Adefonsus confessus, wie es der Steininschrift an der Südfassade der Kirche zu entnehmen ist.
Die Kirche wurde Ende des 15. Jahrhunderts und in der Folge auch im 17. und 18. Jahrhundert vollständig renoviert. Infolge der vielen Umgestaltungen sind nur noch wenige Teile des vorromanischen Mauerwerks in den Wänden der Kirche enthalten, wobei keine Systematik zu erkennen ist. Tatsächlich handelt es sich bei diesen Steinen um Reproduktionen, da die Originale im Zuge einer umstrittenen Restaurierung im Jahr 1980 entfernt wurden. Danach wurden diese Bestandteile im Chor der Stiftskirche von Salas aufbewahrt und später in den Turm des Palastes der Familie Valdés Salas gebracht.
In diesem Turm wurde 1998 ein öffentliches Museum eingerichtet, in dem 21 Inschriften und Plastiken ausgestellt sind, die das Erzbistum Oviedo vorübergehend an die Ortsverwaltung von Salas abgetreten hat.
Das Museum wurde 2019 in der ehemaligen Kapelle des Palastes der Familie Valdés Salas als vorromanisches Museum von San Martín de Salas wiedereröffnet und wird derzeit von der Valdés Salas Stiftung verwaltet. (Link zur Website des Museums)
Die vorromanischen Stücke in der Kirche San Martín veranschaulichen in ihrer Gesamtheit, welche Perfektion in den asturischen Werkstätten des 10. Jahrhunderts angestrebt wurde und welch reichhaltiges Dekor hier entstand. Die prächtigen Stücke belegen, dass die vorromanische Kunst Asturiens in ihrer Endphase offen für neue Einflüsse war, dabei jedoch ihre Traditionen und ihre Innovationskraft bewahrte.
San Martín de Salas wurde bis 1898 als Pfarrkirche genutzt. Derzeit wird in ihr zu Allerheiligen am 1. November die Messe gefeiert.
Kirche Santa María de Arbazal
Villaviciosa (Ostasturien)
8. bis 10. Jahrhundert
Diese kleine Kirche im Dorf Arbazal ist ein seltenes Beispiel für Sakralbauten, die für eine kleine ländliche Gemeinde errichtet wurden. Diese ländlichen Kirchen bildeten zusammen mit den hochmittelalterlichen Kapellen ein ausgedehntes Netz.
Die vorromanische Kirche ist als Sakristei der modernen Barockkirche Santa María de Arbazal erhalten geblieben, die der Virgen de las Angustias (Mater Dolorosa) gewidmet ist.
Weitere Infos
Diese kleine Kirche besteht aus einem einzigen Schiff, das in einen viereckigen Altarraum mündet, der durch einen Triumphbogen zugänglich ist. Das Kirchenschiff war ursprünglich höher als heute und ist mit einem hölzernen Satteldach bedeckt, während der Chor wie ursprünglich von einem leicht spitz zulaufenden Tonnengewölbe überdacht wird.
Es sind keine Quellen bekannt, die eine Datierung der Bauzeit erlauben, aber es gibt Parallelen zu anderen frühmittelalterlichen Kirchen in der Region, etwa zur heute nicht mehr existierenden Kirche San Juan de Riomiera im Ort Aller, die durch archäologische Ausgrabungen dokumentiert und deren erste Bauphase zwischen dem 8. und 10. Jahrhundert datiert wird.
In lSanta María de Arbaza wird Pfingsten gefeiert, der Tag zur Verehrung der Mater Dolorosa bzw. der Virgen de las Angustias.
Arzabal. Villaviciosa
Kirche San Andrés de Bedriñana
Villaviciosa (Ostasturien)
nach 893
Die Kirche San Andrés de Bedriñana liegt etwa zwei Kilometer von Villaviciosa entfernt. Von 2002 bis 2007 führte das Spanische Ministerium für Bildung und Kultur umfangreiche Restaurierungsarbeiten an dieser vorromanischen Kirche durch.
Diese Restaurierung fand nach einem Projekt der Architektin Nieves Ruiz Fernández statt. Bei Ausgrabungen wurde deutlich, dass die Kirche zu 80 % mit dem ursprünglichen frühmittelalterlichen Bau übereinstimmte.
Die Kirche war während des spanischen Bürgerkriegs 1936 niedergebrannt worden und wurde später von dem Architekten Luis Menéndez Pidal y Álvarez restauriert, wobei das Holzdach ersetzt und die Wände getüncht wurden.
Weitere Infos
Das erhaltene Kirchenschiff entspricht bis zum Triumphbogen der frühmittelalterlichen Kirche, und auch die Aufbauten sind bis zu den Pfeilern im Originalzustand erhalten. Die Kirche wurde im 12. und 13. Jahrhundert umgestaltet. Aus dieser Zeit stammen das romanische Südportal und der Triumphbogen, der zur Hauptapsis führt.
Der Altarraum und die Seitenapsiden sind das Ergebnis von Umbauten im 16. und 17. Jahrhundert. Für den Bau der Kapelle der Familie Valdés Sorribas wurde vorromanische Altarraum im Jahr 1671 abgerissen, wobei die ursprüngliche Struktur zum Teil verloren ging und einige bauliche Elemente verlegt wurden, wie z. B. die Transenne, die sich heute an der Fassade befindet.
An der Nord- und Südwand der Kirche sind vier ursprüngliche Fenster erhalten. Es handelt sich um aus einem Stück gearbeitete Zwillingsfenster aus zwei Hufeisenbögen und Taubändern, wobei die Rundbögen von einem umlaufenden falschen Alfizrahmen mit Fischgrätverzierung eingefasst werden.
Auch herzförmige Figuren sind abgebildet, deren Stiele in geometrisch geprägten Voluten enden. Die Gesimse der vier Fenster sind in ähnlicher Weise gestaltet, wie die sechs kleinen Fenster in der Kirche San Salvador de Valdediós, obwohl in Bedriñana das Dekor Vogelreliefs enthält, was eine bedeutende Bereicherung des Symbols der Eucharistie darstellt.
Ins Auge fällt die prächtige Transenne der Fassade, deren überreiches Pflanzendekor von syrisch-byzantinischer Kunst beeinflusst ist. Diese Pflanzenelemente haben allgemein zur Bereicherung der asturischen Kunst geführt. Diese Transenne weist die gleichen Merkmale wie die des Portikus der Kirche von Valdediós auf und spricht die gleiche Bildsprache: ein Baum, der mit den Früchten des Glücks beladen ist und mit seinem Blattwerk den wahren Baum des Lebens willkommen heißt, nämlich das Kreuz, das Symbol des eschatologischen Christus und somit der Kirche.
San Andrés de de Bedriñana wird auch heute noch als Pfarrkirche genutzt.
Bedriñana. Villaviciosa
Alter Turm der Kathedrale San Salvador in Oviedo
Oviedo (Zentralasturien)
9. Jahrhundert
Der alte Turm namens San Salvador befindet sich in der Kathedrale von Oviedo, neben der Cámara Santa. Durch ihn gelangt man in den oberen Kreuzgang, der heute das Kirchenmuseum beherbergt.
Sein Bau geht auf das Ende des 9. Jahrhunderts zurück. Zu dieser Zeit verstärkte Alfons III. der Große (866-910) die von seinem Vorgänger Alfons II. dem Keuschen (791-842) errichtete Stadtmauer von Oviedo, um den Bereich um die Basilika San Salvador vor möglichen normannischen oder muslimischen Überfällen und die Cámara Santa mit ihrem Reliquienschatz zu schützen.
Weitere Infos
Die Inschrift, die an der Zugangsmauer zur Kapelle Santa María des Keuschen Königs erhalten ist, wird von einigen Historikern als Gründungsinschrift angesehen, weshalb ihre Errichtung auf Alfons III. den Großen zurückgehen würde:
„Im Namen des Herrn, unseres Gottes und Erlösers Jesus Christus, und zur Ehre aller, der glorreichen Jungfrau Maria, der zwölf Apostel und anderer heiliger Märtyrer, zu deren Ehren diese Kirche an diesem Ort namens Ovetao von einem gewissen frommen Prinzen Alfonso erbaut wurde, von dessen Tod bis jetzt, ihm auf dem Thron nachfolgend, der vierte seiner Nachkommen desselben Namens, Prinz Alfonso, Sohn des Königs Ordoño – heiligen Andenkens – diese Befestigung mit seiner Frau Scemena, der zwei Söhne geboren wurden, errichten ließ, damit die Verteidigung der Befestigung der Schatzkammer dieser heiligen Kirche unversehrt bleibe; wobei darauf geachtet wird, dass nichts verloren geht, da die Heiden gewöhnlich mit ihrem Piratenheer herbeistürmen, was nicht geschehen möge. Dieses Werk, das von uns dargeboten wird, soll in den ständigen Besitz derselben Kirche übergehen“ (Übersetzung ins Spanische: César García de Castro, Übersetzung aus dem Spanischen ins Deutsche: Zesauro Traducciones)
Der Turm besteht aus zwei Teilen: Der untere Teil stammt aus vorromanischer Epoche und weist eine unregelmäßige, rechteckige Struktur mit wenigen Öffnungen auf, was auf eine Verteidigungsfunktion schließen lässt.
Der obere Teil ist das Ergebnis der im 11. Jahrhundert, der Epoche der Romanik, durchgeführten Reform, bei der der obere Teil des frühmittelalterlichen Mauerwerks abgetragen und zwei übereinander liegende Gewölbegeschosse aufgebaut wurden: Das erste Geschoss ruht auf dem frühmittelalterlichen Mauerwerk, und darauf wurde der obere Teil als Glockenturm mit zwei halbkreisförmigen Fenstern errichtet, die auf jeder Seite auf Säulen mit Kapitellen ruhen.
Der Bau dieses Glockenturms geht vermutlich auf das Pontifikat von Bischof Arias (1073-1094) zurück.